Artikel 42 EU-DSGVO: Zertifizierung
- Die Mitgliedstaaten, die Aufsichtsbehörden, der Ausschuss und die Kommission fördern insbesondere auf Unionsebene die Einführung von datenschutzspezifischen Zertifizierungsverfahren sowie von Datenschutzsiegeln und -prüfzeichen, die dazu dienen, nachzuweisen, dass diese Verordnung bei Verarbeitungsvorgängen von Verantwortlichen oder Auftragsverarbeitern eingehalten wird. Den besonderen Bedürfnissen von Kleinstunternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen wird Rechnung getragen.
- Zusätzlich zur Einhaltung durch die unter diese Verordnung fallenden Verantwortlichen oder Auftragsverarbeiter können auch datenschutzspezifische Zertifizierungsverfahren, Siegel oder Prüfzeichen, die gemäß Absatz 5 des vorliegenden Artikels genehmigt worden sind, vorgesehen werden, um nachzuweisen, dass die Verantwortlichen oder Auftragsverarbeiter, die gemäß Artikel 3 nicht unter diese Verordnung fallen, im Rahmen der Übermittlung personenbezogener Daten an Drittländer oder internationale Organisationen nach Maßgabe von Artikel 46 Absatz 2 Buchstabe f geeignete Garantien bieten. Diese Verantwortlichen oder Auftragsverarbeiter gehen mittels vertraglicher oder sonstiger rechtlich bindender Instrumente die verbindliche und durchsetzbare Verpflichtung ein, diese geeigneten Garantien anzuwenden, auch im Hinblick auf die Rechte der betroffenen Personen.
- Die Zertifizierung muss freiwillig und über ein transparentes Verfahren zugänglich sein.
- Eine Zertifizierung gemäß diesem Artikel mindert nicht die Verantwortung des Verantwortlichen oder des Auftragsverarbeiters für die Einhaltung dieser Verordnung und berührt nicht die Aufgaben und Befugnisse der Aufsichtsbehörden, die gemäß Artikel 55 oder 56 zuständig sind.
- Eine Zertifizierung nach diesem Artikel wird durch die Zertifizierungsstellen nach Artikel 43 oder durch die zuständige Aufsichtsbehörde anhand der von dieser zuständigen Aufsichtsbehörde gemäß Artikel 58 Absatz 3 oder – gemäß Artikel 63 – durch den Ausschuss genehmigten Kriterien erteilt. Werden die Kriterien vom Ausschuss genehmigt, kann dies zu einer gemeinsamen Zertifizierung, dem Europäischen Datenschutzsiegel, führen.
- Der Verantwortliche oder der Auftragsverarbeiter, der die von ihm durchgeführte Verarbeitung dem Zertifizierungsverfahren unterwirft, stellt der Zertifizierungsstelle nach Artikel 43 oder gegebenenfalls der zuständigen Aufsichtsbehörde alle für die Durchführung des Zertifizierungsverfahrens erforderlichen Informationen zur Verfügung und gewährt ihr den in diesem Zusammenhang erforderlichen Zugang zu seinen Verarbeitungstätigkeiten.
- Die Zertifizierung wird einem Verantwortlichen oder einem Auftragsverarbeiter für eine Höchstdauer von drei Jahren erteilt und kann unter denselben Bedingungen verlängert werden, sofern die einschlägigen Voraussetzungen weiterhin erfüllt werden. Die Zertifizierung wird gegebenenfalls durch die Zertifizierungsstellen nach Artikel 43 oder durch die zuständige Aufsichtsbehörde widerrufen, wenn die Voraussetzungen für die Zertifizierung nicht oder nicht mehr erfüllt werden.
- Der Ausschuss nimmt alle Zertifizierungsverfahren und Datenschutzsiegel und -prüfzeichen in ein Register auf und veröffentlicht sie in geeigneter Weise.
Kommentar zu Art. 50 DSGVO
Art. 50 DSGVO befasst sich mit der Maßnahmenentwicklung zu einer engeren, internationalen Zusammenarbeit beim Thema Datenschutz. Im Fokus stehen das Vorantreiben des Informationsaustauschs sowie die gegenseitige Unterstützung bei der Durchsetzung von Datenschutzregulierungen in Drittstaaten.
Obwohl sich Art. 50 DSGVO auf die Datenschutzverordnung der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union bezieht, finden seine Inhalte auch Anwendung, wenn ein Datenaustausch mit Drittstaaten wie China, den USA oder Kanada stattfindet. Dies ist konkret der Fall, wenn Länder der Union ihre Produktion an externe Dienstleister in asiatischen Ländern auslagern und auf dem europäischen Markt verkaufen, oder Internetriesen mit ausländischem Sitz ihre Ware für europäische Kunden anbieten. So lassen viele Firmen ihre Produkte in Asien fertigen und verkaufen diese dann nach Europa. Zahlreiche Internetriesen sind zudem nicht in der EU ansässig, bieten ihre Waren aber auch europäischen Kunden an.
In diesem Zusammenhang sind viele weitere Beispiele zu nennen. Die Notwendigkeit des internationalen Datenschutzes bzw. der internationalen Zusammenarbeit ist deshalb äußerst wichtig.
Wie sieht die internationale Zusammenarbeit zum Schutz personenbezogener Daten in Deutschland aus?
Als oberste Datenschutzbehörde nimmt die „Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI)“ beispielsweise jährlich an der Internationalen Datenschutzkonferenz teil, um sich im Rahmen dieser mit anderen Staaten auszutauschen. Zudem engagiert sie sich im „Global Privacy Enforcement Network (GPEN)“ und in der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)“, um Art. 50 DSGVO gerecht zu werden.
Internationaler Datenschutz auch für Ihr Unternehmen wichtig?
Obwohl die in Art.50 DSGVO beschriebenen Notwendigkeiten nicht auf alle deutschen Unternehmen zutreffen, ist diesen bei internationalen Geschäftsbeziehungen Ihres Unternehmens besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Achten Sie darauf, dass datenschutzrechtliche Richtlinien nicht aufgrund von Geschäftstätigkeiten mit ausländischen Kooperationspartnern verletzt werden.